Designideen aus allen Ecken | DiePresse.com

2022-10-09 23:17:45 By : Ms. Mia Lin

Daneben. Herumstehen, das ist der Hauptauftrag an Möbel. Vor allen an Beistelltischchen: Das Hamburger Designerduo Besau Marguerre lässt dabei „Sediment“ skulptural auftreten: Marmor, rau und poliert gestreift.

Auch Walter Knoll produziert Nebendarsteller: wie etwa den „Foster 620“. Entworfen von einem berühmten Architekten, der auch Norman heißt.

Sitzkulturen. Bei der IMM Cologne ist das spanische Designbüro MUT noch mit dem Aufruf „A la fresca“ aufgefahren. Mit dabei war schon der Stuhl „Roll“ (im Bild), der sogar zur Skulptur stapelbar ist.

Traditionellere Formen bemüht, allein aus Verpflichtung dem Namen gegenüber, Gebrüder Thonet Vienna. Etwa mit dem Modell „N.200“ von Michael Anastassiades (im Bild).

Buchstäblich. Leben mit Büchern: Schwer, wenn man umzieht. Aber ansonsten der haptische Gegenentwurf zu Clouds und anderen digitalen Schwebezuständen. Ligne Roset gönnt ihnen aktuell das Regal „Bibliotheque" von Pierre Paulin.

Oder der Teppich ­„Biblioteket" vom Hersteller Asplund, der ursprünglich entworfen wurde für eine öffentliche Bücherei in Stockholm.

Designer des Jahres. Alt muss das Jahr nicht werden, um Großes auszurufen: Etwa, wen man für die „Designer des Jahres" hält. Für 2020 hat das Magazin Architektur & Wohnen ein Londoner Studio mit israelischer Besetzung ausgewählt: Raw Edges. Auch der experimentelle, spielerische Zugang von Yael Mer und Shay Alkalay war ein Grund dafür.

Für Vitra entwarfen sie bunte Keramikobjekte.

Für WonderGlass etwa eine tanzende Lichtskulptur.

Der "Organic Chair" von Vitra war seiner Zeit voraus. Und passt sich zeitlos, wie er ist der Saison an: In diesem Winter trägt er vorübergehend Schaffell.

Noch wärmer ums Herz wird dem Designliebhaber mit der wahrscheinlich ausführlichsten Design-Enzyklopädie: dem "Atlas des Möbeldesigns" mit über 1000 Seiten.

Umtriebig. Noch bis 8. Dezember stellen Galerien und Hersteller auf der Design Miami 2019 Objekte aus, von denen manche nicht genau wissen, ­wohin sie kippen sollen: in die Kunst oder ins Design. Louis Vuitton beschwört dafür noch mal das nomadische Prinzip, mit seinen „Objets Nomades".

Neu dazu kommen etwa Andrew Kudless’ Regal „Swell Wave" mit blauen Lederriemen oder die „Cocoon"-Schaukel in gelb-rosa Kalbsleder.

Aushängeschilder. Bis 1. März 2020 hängen im Wiener MAK Plakate, die ausgezeichnet wurden: als „100 Beste Plakate 2018" aus dem grafisch-kreativen Einzugsgebiet von Deutschland, Österreich und der Schweiz.

2353 Plakate wurden eingereicht beim Wettbewerb, ein Online-Voting reduzierte auf 695, die eine Jury bewertete.

Die Ergebnisse sind nun zu sehen, darunter Studentenprojekte genauso wie klassische Werbesujets.

Linienführung. Fritz Hansen, die dänische Möbelmanufaktur, konnte es ja nicht wissen: „Lounging" steht im Deutschen auf der Liste der Unwörter – im Designbereich zumindest. Trotzdem hat der Hersteller „The Art of Lounging" ausgerufen, verführt hat ihn dazu die Kooperation mit dem Designer Jaime Hayon, das Resultat daraus hört in der Möbelfamilie von Fritz Hansen auf den Namen „Fred" (im Bild).

Der italienische Hersteller Flexform nimmt mit der Silhouette des Sessels „Sveva" (im Bild), entworfen von Carlo Colombo, sogar noch ein bisschen mehr Schwung: In Rundungen, das wusste Hayon genauso wie Colombo, lässt man sich dann doch noch lieber fallen.

Plastiglomerate. Ozeanograf (Charles Moore), Geologin (Patricia Corcoran), Künstlerin (Kelly Jazvac) beim Steinesammeln auf Hawaii: Gefunden haben sie Objekte, die Jazvac in einen größeren Kontext gestellt hat: Jenem der Ausstellung "Broken Nature" der Triennale in Mailand. Geschmolzene Plastik-teile, Sand, Holz und Gestein wurden zu den "Fossilien der Zukunft". Einer nicht ganz so wünschenswerten.

Neue Neugier. Licht braucht man vor allem auch dort, wo es ­etwas Interessantes zu sehen gibt. Und was das ist, bestimmt man zuhause selbst: Davide Oppizzi hat dafür eine tragbare, kabellose ­Mikrobühne entworfen, für den Hersteller Artemide – „Curiosity".

Weichteile. Paola Navone frisiert ihre Entwürfe gern gegen den Strich des Mainstreams. Und lieber entlang ihrer globalen ethnoinspirierten Haltung: Im Jahr 2014 ließ „Mama Nepal" für Baxter schon die Haare hängen.

In diesem Jahr kam auf dem Salone del Mobile für den italienischen Hersteller ein neues Haar-Model dazu: „Artik", ein Gegenentwurf zur allzu glatten Design-Doktrin der Gegenwart.

Linientreue. Schon letztes Jahr hat sich der Designer Carlo Colombo für den italienischen Hersteller Flexform auf eine besondere Linie eingeschwungen: „Sveva". In diesem Jahr hat sie neue Erscheinungsformen dazubekommen: als extraweicher „Sveva"-Soft-Sessel.

Und als Sofa, das großzügig dazu einlädt, sich in die geschwungene Silhouette ­fallen zu lassen. Auf die Daunenfüllung der Sitzpolster nämlich.

Ästhetisch nachhaltig. Unverwüstliche Formen – dafür sorgte auch der österreichische Architekt Martin Eisler, der in den 1930er-Jahren nach Brasilien emigriert war. Den Sessel „Reversivél" hat der Hersteller Tacchini nun wieder aufgelegt. Auch weil die einfachen Linien samt flexibler Komposition die Zeiten spielend zu überwinden scheinen.

Elfeck. Das matte Aluminium, seine Haptik. Der Klang, wenn man die Espressokanne auf- und zuschraubt: Der Architekt David Chipperfield hat so einiges auf seiner Liste, wa­rum eine Espressokanne zur Ikone geraten kann. Natürlich hat er sich mit seiner Neuinterpretation demütig dem Original genähert: Alfonso Bialetti hatte die Espressokanne in den 1930ern erfunden, entworfen und umgesetzt (im Bild).

Bialetti war der Großvater von Alberto Alessi, der heute unter seinem Nachnamen die unterschiedlichsten Dinge auf die Tische, Küchen und Schubladen verteilt. Jetzt auch die Neuauflage eines Originals, unter dem Namen „Moka". Ein elfeckiger Korpus mit in die Form integriertem Deckel. Die Ästhetik der 1930er-Jahre wirkt noch immer.

Mobile Wände. Paravents ermöglichen ganz flexible Raumkonfigurationen. Etwa auch „Lola", entworfen von Bodo Sperlein für Schönbuch.

Oder „Fragment" von Nendo: Zwei Schichten Glas übereinander tarieren Transparenz und Blickdichte aus.

Bewässerung. Auf dem Weg von der Leitung in die Blumenerde gibt es meist eine Zwischenstation: die Gießkanne. Sie verhält sich gern ähnlich wie die Topfpflanzen, um die sie sich kümmert: Sie steht herum. Und dabei darf sie ­inzwischen auch ganz gut aussehen: dank des norwegischen Herstellers Northern ...

... oder des schwedischen Labels Born In Sweden.

Und auch der österreichische Designer Clemens Auer macht sich so seine Gedanken über Darreichungsformen des Wassers. Vor allem wenn man die Gießkanne auch dort abstellen möchte, wo die Pflanzen stehen: auf dem Fensterbrett.

Dingwelten. Zeug. Dinge. Oder eben „Cosas". Wenn man die Sachen einmal auf Spanisch beim Namen nennen will. Aber manchmal muss man ja die „Cosas" auch gar nicht benennen. Oder definieren. Der spanische Hersteller Sancal sieht das alles ohnehin nicht so eng und zwinkert gern auch mal ein ­wenig wilder mit den Augen des Gestalters.

Vor allem, wenn er Künstler einlädt, das Zeug dann in Muster, Motive und Farben zu tauchen. In diesem Fall war es Egle Zvirblyte. Sie stammt aus Litauen, lebt in London und plustert mit ihren Ideen und ­Illustrationen eine grellbunte Welt auf. Und diese stülpt sie über Kissen, Decken, Vasen. Und so Zeug halt. sancal.com

Feliz Navidad. Die Jipijapa-Palmen habe nicht nur einen entzückenden Namen, sondern auch eine entzückende Verwendung: für den berühmten „Panama"-Hut, der ja mit Panama so viel zu tun hat wie die berühmte Janosch-Geschichte. Ecuador ist nämlich seine Heimat

Und Kolumbien dafür jene der Jipi-Weihnachtskugeln aus der Ames „Sala"-Kollektion. Und auch die Fingerfertigkeit der Hände, die die Decke „Mulera" produzieren, ist authentisch kolumbianisch.

Verkehrswege. In der Porzellangasse nahm auch ein Stück Verkehrsgeschichte seinen Lauf. Die Produktion von Kutschen kam hier in die Gänge, auch Straßenbahnen bogen von hier in ihre Erfolgsgeschichte ein. Die Lohner-Werke hatten hier ihren Sitz, zumindest ihren Bürositz. Und längst fahren die ­Straßenbahnen unter dem Namen Bombardier und kanadischer Flagge. Doch Andreas Lohner möchte seinen Namen doch in die Zukunft des Straßenverkehrs führen. Mit dem „Stroler" etwa. Ein E-Bike oder Pedelec, das sich eingekurvt hat in der etwas eleganteren Nische der E-Mobility. Ein Zweisitzer für E-Flaneure und E-Strawanzer und E-Streuner. Bis 21. Dezember, donnerstags und freitags, 12 bis 18 Uhr, parken ein paar „Stroler"-Modelle im Pop-up-Store in der Porzellangasse 2. Zur Ansicht und zur Probefahrt.

Neu bestuhlt. „Bruto", das verspricht Rohheit: offene Konstruktion, Formholzschalen, Gestell aus Stahldraht. Alles zusammen von Nils Holger Moormann.

Oder doch fein gewebt in der Lehne: wie der Stuhl „Rivulet" von Living Divani, ersonnen von Junpei & Iori Tamaki. atiore provitate

Starthilfe. Das Kaufhaus La Rinascente in Mailand heftet seit jeher „Design" an sein Image. Auch den Compasso d’Oro, den italienischen Design-Award, organisierte man in seinen ersten Jahren. Inzwischen hat das Kaufhaus ein ganzes Stockwerk bestehenden und kommenden Ikonen gewidmet. Jetzt auch mit Entwürfen, die am Salone Satellite, dem Nachwuchs-Event des Salone del Mobile, im April zum ersten Mal gezeigt worden waren. Darunter ein Sessel von Mauro Baronchelli.

Oder ein Sportgerät für zuhause vom deutschen Büro Kenkö, dem man das ­Attribut „Sport" auch nicht sofort ­ansehen muss.

Open House. Büros, Schulen, Gewerbebauten, Fabriken, Wohnungen: Am 15. und 16. September wird Privates kurz offen und öffentlich: Ringturm, Dominikanerkloster, ­Essig-Brauerei, VinziDorf, Italienisches Kulturinstitut (im Bild) ...

Hochhaus Herrengasse oder Wohnprojekte mit innovativem Fingerzeig (wie in Simmering – im Bild) und andere sind dabei. Der Stadtplan zu allen offenen Türen und Architekturen auf openhouse-wien.at.

„After Abundance“. Dem Zustand nach all dem Überfluss hat das Studio Design Investigations der Angewandten, unter der Leitung von Anab Jain, nachgespürt. Als Beitrag zur London ­Design ­Biennale (noch bis 30. 9.).

Kuratiert hat Thomas Geisler, der Leiter des Werkraums Bregenzerwald. Im ­dortigen ländlich-alpinen Setting wurde das Projekt entwickelt und man erprobte zukunftsfähige „Werkzeuge“ und „Werkstätten“

Kabellos. Aufladen dort, wo Strom ist. Licht spenden dort, wo man es braucht: Die Hersteller forcieren die Unabhängigkeit, sprich: den Archetyp Laterne. Etwa Flos in Form von „Bellhop“ (l.), gestaltet von Barber & Osgerby. Aber auch Kartell: die „Big“ von Ferruccio Laviani jetzt auch mit Akku statt mit Kabel.

Lichtkörper. Untertags unscheinbar. Und nach Sonnenuntergang eine Erscheinung: „Fila“, eine Outdoor-Leuchte gestaltet von Designer Michel Charlot strahlt in Textilhülle auf Metallstruktur in die Wohnräume außerhalb der eigenen vier Wände.

Gruppenerlebnis. Sebastian Herkner entwarf die neue Outdoor-Kollektion „Dune“ für den Hersteller Gloster. Zwei Schlüsselbegriffe sollten sich darin abbilden: die „Weichheit“ und „Spontanität“. ­Dafür wurden ganz spontan neue 3D-Strickstoffe entwickelt.

Kunsthandwerkliche Traditionen sozial nachhaltig aufzuladen, mit innovativen Ideen nämlich, das hat sich Marni verordnet.

Durch die Kollektion "La Vereda" sollen lokale Communitys gestärkt werden, auch finanziell mit einem Teil des Verkaufserlöses.

Je größer die Möbelmesse, desto länger die Schatten, die sie vorauswirft. Im Fall des ­Salone del Mobile (ab 19.  4.) gehören „Skylight“ von Henge ...

... der Stuhl „Iko“ vom Hersteller Alias und ...

... der Tisch „Torsion“ von Natuzzi zu den Vorboten.

Die Firma List GC aus Bad Erlach in Niederösterreich stattet luxuriöse Jachten aus: Zuletzt auch die Segeljacht „SY Ribelle“ mit einer ­Länge von 32,5 Metern, designt von ­Rémi ­Tessier.

Sowie die Motorjacht ­„Barbara“ mit einer Länge von 88,5  Metern, die im Inneren von ­Designer Sam ­Sorgiovanni entworfen wurde. Beide Projekte gewannen Preise bei den „Boat International Design & ­Innovation Awards“, die kürzlich in ­Kitzbühel ­vergeben wurden.

„Oh“, eine Exklamation, die sich häuft, wenn man sich mit Kindern umgibt. Auch, weil man selbst welche bekommt. „Oh, wie süß“ zum Beispiel. Oder: „Oh, wie praktisch.“ Oh, wie schön, dass es so etwas wie eine Plattform für all die „Ohs“ der Kinderwelt gibt: oh-panama.at zeigt, wie man ganz viele Rufzeichen generiert: mit Dingen, die man selbst macht. Egal ob Süßkartoffelmuffin oder Geschenkpapier. Oder mit Labels, die Kartonkisten zu Piratenschiffen oder Rennautos werden lassen. Mit Stickern von Badala etwa (www.badalasticker.com).

Oder das Label Urban Update (www.urbanupdate.at): Da wird Vintage plötzlich auch eine Gestaltungsoption fürs Kinderzimmer. Samt Retro-Puppenwagen. Am 20. Jänner wird dann noch mal extra viel „ge-oht“: Oh, Panama! ruft zum Wintermarkt. Unter Klavierbegleitung von Violetta Parisini lassen verschiedenste Aussteller die Besucher die Münder runden. Im „Packhaus“, in der Marxergasse 24 in 1030 Wien. Von 12 bis 20 Uhr.   

Von Angesicht zu Angesicht. Oder Face to Face. Auch so eine Lage, in die man immer seltener gerät. Auch aus Mangel an tatsächlichem Gegenüber. Die Möbelhersteller sind so gut und bauen uns endlich wieder Situationen, in denen man Option auf Augenkontakt hat. „Daydream“ von Living Divani (im Bild) zeigt, dass Tagträumen auch ein Paarlauf sein kann.

Und „Face to Face“ von Tacchini, dass Sofas auch Begegnungszonen sein können.

Das Designforum Steiermark geht unter die Erde.

Unter der Stadt New York liegt nicht nur ein riesiges Tunnel- und Röhrensystem, die U-Bahn, sondern auch Gestaltungsspielraum.

Die renommierte New Yorker School of Visual Arts plakatierte dort im Untergrund seit 1947 ihre Botschaften zur Eigenwerbung.

Die Ausstellung „Underground Images“ zeigt, wie sich das Grafik- und Informationsdesign verändert hat.

Davon verträgt Österreich eh noch ein paar neue. Und Zeug? Kann im ­Zustand „neu“ auch selten schaden: Neuzeug heißt das Projekt, die Marke, die das Studio Lucy D gemeinsam mit Beate Seckauer, ­Inhaberin der Porzellanmanufaktur Neuzeughammer in Steyr, ins Leben gerufen hat.

Die erste Kollektion der Porzellanlampen heißt „Pearls“, den Entwürfen sieht man auch recht deutlich an, warum.

Die Liebe zum Glas, sie ist vererbbar. Lobmeyr pflegt sie schon in der sechsten Generation. Und teilt die Zuneigung auch gerne mit zeitgenössischen Gestaltern.

Von Stefan Sagmeister bis Formafantasma. Diese wiederum referieren zum Teil mit ihren Entwürfen zurück in die Gestaltungsvergangenheit eines Adolf Loos oder Oswald Haerdtl.

„Lobmeyr Contemporary – Entwürfe seit 2000“: ein Buch, das zusammenfasst, wie man mit Glas gestalterisch, kreativ und zeitgenössisch umgehen kann.

„Pausania“, die Tischleuchte aus dem Jahr 1983, bekommt in diesem Jahr vom Hersteller Artemide eine Neuauflage. Schließlich hätte der Design-Maestro Ettore Sottsass in diesem Jahr auch seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Auch die Ästhetik von Alessi hat Ettore Sottsass nachhaltig geprägt.

Auch hier kommen Geburtstagseditionen auf den Tisch. In Lindenholz oder Edelstahl.

In der Gestaltungslogik ist die Form normalerweise nur ein Teil des Ganzen. Doch manchmal ist es vor allem auch zu Hause recht wohltuend, wenn die Inhaltsebene ähnlich leer ist wie beim Kritzeln während des Telefonierens. Schönheit allein, das ist inzwischen international weitgehend anerkannt im Designdiskurs, geht auch als Funktion durch. Und ein paar Linien, Quadrate und Kreise ebenso als Inhalt. Manche Hersteller widmen sich nun verstärkt den vernachlässigten zweidimensionalen Flächen zu Hause, den Wänden etwa. Und bemühen – manchmal durchaus bemüht – die ästhetische Selbstbestimmung des Designkonsumenten. Das junge Kölner Label Nomono etwa zelebriert die eigene Liebe zur Geometrie. Und die Liebe zur musterhaften Ordnung: In „Pattworks“, die jeder selbst so arrangieren kann, wie es gefällt. Als geometrische Einzelteile aus Acrylglas, die einem Rahmen magnetisch verhaftet sind. Als Inspirationsquelle dienten die 1920er- und 30er-Jahre und klar, das Bauhaus.

Den Geometrien, die kaum noch zu simplifizieren sind, widmet sich auch Designer Piero Lissoni. Etwa in der planetarisch anmutenden Konstellation von Kreisen für den Spiegel „Celeste“. Entworfen hat er ihn für Glas Italia. Als verflachten Himmelskörper.

Die Rückschau ist eine kurzweilige Disziplin: Vor allem, wenn man betrachtet, wie sich die Vergangenheit die Zukunft vorgestellt hat. Heute gehört sie uns, wir nennen sie liebevoll Gegenwart. Joe Colombo war einer der Designer in den Sechzigerjahren, die eine ziemlich konkrete Vorstellung hatten. Da baumelten Fernseher von den Decken, bewegten sich die Möbel mit den Menschen, war Kunststoff das Material der Wahl. Auch Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Funktionalität waren Ansprüche, die Colombo an seine Möbel- und Designstücke stellte. Als er 1971 verstarb, war die Zukunft noch immer fast so aufregend wie eine Mondlandung. Und sogar so etwas wie verheißungsvoll. Heute bedient man sich auf dem Designmarkt wieder gern seiner vergangenen Zukunftsideen, um die Gegenwart zu gestalten. Wie etwa Karakter, ein junges dänisches Design-Label, das keine Scheu hat vor „alten“ Visionären. Der Hersteller legt u. a. die Leuchtenserie „Domo“ (hier in der Tischversion) wieder auf.

Genauso wie das Gläser­ensemble „Sferico“.

Auch der italienische Teppichhersteller Amini greift auf den Ideenschatz Colombos zurück: „Isola“ heißt das Stück, das eine technische Zeichnung farblich stark akzentuiert, die der Gestalter für eine Messeinstallation anfertigte.

Wer sich schon so ein paar Jahrzehnte Tradition aufgebaut hat – wie der italienische Hersteller Kartell –, der feiert immer wieder Jubiläen. In diesem Jahr etwa: 25 Jahre Zusammenarbeit mit dem italienischen Designer Antonio Citterio. Und alles begann mit einer Möbeltypologie, die gern unbemerkt an den Augenwinkeln der Designbeobacher vorbeirollt – mit dem Servierwagen.

„Gastone“ heißt das erste Modell, das der Kooperation mit Kartell entsprang. Der Wagen lässt sich zusammenklappen, damit sich der „Diener“ nach dem Dienst auch dezent zurückziehen kann.

Auch der Rollwagen „Battista“ macht sich dünn, wenn ihn gerade niemand braucht.

Das Modell Flip bringt den Tee auf zarten Beinchen und wartet danach brav auf die nächste Teestunde.

Kinder sagen generell öfter „Wow!“ und „Ui, ui“ als die Großen. So hoch, so breit, so schnell, so lang! Für Erwachsene ist ja vieles längst selbstverständlich, für die Kleinen manchmal unvorstellbar. Doch Kinder für Häuser, Brücken, Kathedralen zu begeistern gelingt nicht immer ganz so gut wie Euphorie für Zebras, Tiger und Chamäleon zu stimulieren.

Aber mit diesem illustrierten Werk kann man sich das „Hooooch“ und das „Laaaang“ der gebauten Umwelt besonders bildhaft vorstellen, und dazu muss man gar nicht klein und jung sein, um euphorisch „Wow!“ zu sagen. „Der illustrierte Atlas der Architektur voller merkwürdiger Bauwerke“ aus dem Verlag Kleine Gestalten; 22,90 Euro unter anderem bei shop.gestalten.com

Im Design sprechen ja Formen und Linien ohnehin Esperanto. Doch auf den internationalen Möbelmessen haben sich da neuerdings auch ein paar Labels positioniert, die vornehmlich Französisch sprechen und nun auch fremdsprachige Märkte erschließen wollen. O. k., die Hersteller wühlen schon recht unverfroren im Formenschatz, auf den man sich ästhetisch als Möbelkunde schnell einigen kann. Aber in „frech“ steckt auch immer etwas „Erfrischung“. Die Stilistik des Herstellers Red Edition etwa ist wie gemacht für die noch immer schwelende Hintergrund-Vintage-Schwingung auf dem Möbelmarkt.

Der Hersteller Hartô (www.hartodesign.fr) bemüht in seiner Kollektion ...

Und noch ein französisches Label im Bunde des Design-Esperanto: Petite Friture (www.petitefriture.com) forciert Reverenzen an die Vergangenheit, aber auch das grafische Erscheinungsbild.

Geschmack sei ja angelernt, sagt man. Wer mit Fototapeten aufwächst, liebt auch später Fototapeten. Da seufzen vielleicht einige erleichtert auf: Mein Kind wird dieselben Dinge mögen wie ich! Wie toll! Aber man könnte ja auch sichergehen, indem man Kinder ästhetisch mehr verwöhnt, als sie es selbst schätzen könnten.

Schaukelobjekt. Der „Rocker“ ohne Pferd.

Bis zum ersten Taschengeld fällen nun einmal die Eltern die Kaufentscheidungen – bei der traditionellen Abfolge von Objekten, die Kinder begleiten: Schnuller, Rassel, Rutschtier, Bobby-Car, Laufrad und dazwischen irgendwo ein Schaukelpferd. Oder Schaukelding: Viel mehr ist der „Rocker“ nicht, den das Londoner Büro Doshi Levien für Richard Lampert entworfen hat.

Im Bild ein paar Klassiker.

Derselbe Hersteller hat so einiges Kind- und Familientaugliches im Programm, auch die „Famille Garage“, bei der Designer Alexander Seifried Kindheitserinnerungen verarbeitet hat. Das Kinderzimmer versteht er als Werkstatt, seine Möbel als Werkbank, die zunächst Wickelkommode ist, danach vieles andere. Auch Designklassiker tauchen in verniedlichten Kinderversionen wieder auf. Wie das Modell „Utrecht“ von Gerrit Thomas Rietveld aus dem Jahr 1935, wieder aufgelegt von Cassina.

So viel Josef Frank in einem Jahr, das war noch nie: Im Wiener MAK läuft die Ausstellung „Against Design“ noch bis 12. 6. Kurator Hermann Czech stellt in einem Vortrag am 13. 3. „Überlegungen zu Josef Frank und against Design“ an, um 16 Uhr. Die Villa Beer in der Wenzgasse in Wien-Hietzing wäre überhaupt eine ständige Frank-Vertretung, wäre sie nur so öffentlich zugänglich, wie sie es am 2. 4. ausnahmsweise ist: Das Architekturzentrum Wien lädt ein, gemeinsam „den Geist der Moderne zu atmen“.

Beim Festival „Alles Frank“. Führungen geleiten durch die Abfolge von Raumerlebnisse im Inneren (mehr Infos unter www.azw.at). Svenskt Tenn, der schwedische Erbgutverwalter Josef Franks, wird einen Pop-up-Store einrichten. Die aufgepoppte „Welt der Muster“ packt dafür spätestens am 17. 3. ihre Installationen ein, bis dahin noch zu sehen im Salon BeLLeArTi, Radetzkystraße 5, 1030 Wien

Blättern kann man dafür immer: etwa in „Josef Frank 1885–1967“, erschienen im Böhlau Verlag.

Moleskine gestaltet nicht nur Notizbücher, sondern auch Mythen: Die Büchlein, in die Bruce Chatwin seine Reisenotizen kritzelte, sollen die gestalterische Vorlage gewesen sein. Doch das Mailänder Unternehmen hat sich längst auch vom Papier gelöst und fährt die Disney-Strategie: das Universum konsequent erweitern, selbst ohne „Star Wars“. Seit 2011 bläht sich der Moleskine-Kosmos rund um das Schreiben, Reisen und Lesen auf.

Mit dem Hersteller Driade und dem Designer Philippe Nigro wird das Co-Branding forciert: Die Kollektion des „Portable Atelier“ bringt Ordnung in die Haufen und Stapel beschriebenen Papiers und vollgescribbelter Notizbücher. In Form von Boxen, Ablagefächern, Wandregalen, aber auch eines Schreibtisches.

Und auch in der Vertikalen zieht wieder Ordnung ein: Der gute neue Setzkasten macht das, was er verspricht: setzen, in Szene nämlich. Der Hersteller Schönbuch liefert dafür die „Treasure Box“. Ein Behältnis für alles, was man nicht braucht, aber trotzdem haben will. Wie etwa schöne Erinnerungen in Form verkitschter schiefer Türme und kleiner Holzelefanten. Dinge eben, die Präsentationsfläche als Aufenthalstsort brauchen, keine dunklen Schuhschachteln.   

Das Simple scheint so kompliziert. „Don‘t make me think“ – diese Anforderung an Designer lässt die Köpfe rauchen. Dutzend Mal muss man um die Ecke denken, um endlich auf das Naheliegende zu stoßen.

Der Weg durchs Gedankenlabyrinth ist eben selten die Diritissima. Hauptsache, er führt zu simplen Lösungen: „Simple“ heißt die Ausstellung, die noch bis 14. 2. im Designforum Wien Station macht.

Danach zieht sie am 18. 3. weiter ins Designforum Steiermark. 68 Objekte, die der Kuratorin Isabella Natter-Spets einfach genug erschienen: Weil die Idee simpel ist. Weil die Materialien einfach sind oder die technischen Lösungen. Weil es sich um einfache Systeme handelt. „Oder weil sie einfach sind durch die Nutzung von Readymades“, erklärt Natter-Spets.

Ein Schneebesen gehört dazu, ein Nussknacker, eine Kehrschaufel, ein Bücherregal, das die Schwerkraft nutzt, ein Kleiderbügel, der erst ein Bügel ist, wenn er hängt, eine Garderobe, die an einen Möbelbock erinnert (im Bild), sowie ein Teppich aus Holz und Leinen zugleich.

Kein Wunder, dass Designer eifrig ihre Gedanken sortieren und nur den einfachen eine Chance lassen: Denn das Simple vermag viel mehr zu beeindrucken als das kompliziert Ausgetüftelte.

So etwas sagt man ja gegenwärtigen Sofas im Grunde nach: Tendenzen, isolierte Raumtopografien zu bilden. Das Scandinavian Design House in Wien steht zwar nicht ganz allein am Rudolfplatz rundherum clustern sich Möbelhersteller und Schauräume von Bene bis Rolf Benz , aber sicherheitshalber hat es sich großzügig verdoppelt.

Und so, dass man es auch sieht: Der Scandinavian Underground, der die eher jüngeren Labels im Keller beherbergte, zog augenfällig ins Erdgeschoß, in der Heinrichsgasse 4, schräg gegenüber vom Stammgeschäft. So wurde die Insel der skandinavischen, oder besser nordischen Gestaltung (die Finnen gehören ja auch dazu) zur attraktiven Design-Inselgruppe im ersten Wiener Bezirk.

Bevölkert wird die neue skandinavische Botschaft guter Gestaltung vor allem auch von Labels, die sich abseits der großen Klassiker allmählich etablieren. Einige sind längst geläufig, wie Muuto, Normann Copenhagen (die Leuchte links oben etwa) oder Hay, an andere muss man sich auch lautlich erst gewöhnen: Woud zum Beispiel, ein dänisches Label, das frech und solide gleichzeitig ist (der Schreibtisch links), bekam vom Inhaber, Michael Frost, mitten in Wien eine ständige Vertretung.

Die Design-Verkaufsmesse ist längst weitergezogen. Von Wien nach Zürich, wo sie dieses Wochenende Station macht. Doch inzwischen hat sie auch ihren fixen Standplatz auf dem weltweiten Designmarkt: im Internet – blickfang-onlineshop.com.

Dort tummeln sich die Ideen ähnlich dicht wie in physischen Schauräumen. Etwa jene der Niederländerin Marga van Oers, die sie kunstvoll auf ihre Fliesen bannt: als kleine Bildergeschichten, die nur ein Bild brauchen, um vieles zu erzählen: die „Storytiles“. 

Ein anderes, junges deutsches Label, neuvonfrisch, hat „Chuck“ kreiert, ein flexibles Wandregal, das man sogar als besonders flexibel betrachten kann: als Möbelobjekt, das seinen Charakter je nach Inhalt verändert.

Sechs dünne und trotzdem äußerst stabile Regalböden biegen und beugen sich dem Inhalt. Je nach Größe, Menge und Gewicht. Endlich scheint’s zu stimmen: Form folgt tatsächlich Inhalt.

Auch das Label Other Objects versucht sich auf dem Designmarkt im ein Bisschen-anders-Sein. Der multikulturelle Background der Designer verbindet indonesische Batik mit japanischer Holzschnitzkunst, modern stilisiert: wie etwa in der „Modern Batic“-Serie.

Warum nicht einmal auch in avantgardistischer Architektur landen? Auch Vögel wollen nicht den Winter beim Sonnenblumenkernpicken unter dem zusammengenagelten Satteldach aus dem Baumarkt verbringen. Designer Max Mylius gestaltete für Design House Stockholm eine Futterstelle in Form eines Schneekristalls.

Eigentlich müssen Vögel ja im Designkontext gar nicht fliegen, sondern vor allem dekorativ herumstehen: wie die „Happy Birds“, gestaltet von Eero Aarnio, produziert vom Hersteller Magis – Füße aus Esche, das bunte Körperchen aus Polyethylen.

Schon viel berühmter ist ein anderer Vogel: Der „Eames House Bird“, der jetzt auch in der Luxusedition in die Dekorabteilung zu Hause fliegen könnte. Der Vogel stand ursprünglich in schwarzem Holz im Wohnraum von Charles und Ray Eames. Jetzt produziert Vitra eine Sonderedition in Blattgold, limitiert ist sie auf 1000 Stück.

Und wer dazu seinen Hausgästen noch eine Geschichte erzählen will: Das Blattgold wird von einem Goldschmied mit der Pinzette auf den Körper des Vogels aufgetragen.

Aber manchmal fliegen die Designvögel ja trotzdem: wie in dem Entwurf „Night Birds“, den der Designer Boris Klimek für den tschechischen Hersteller Brokis erarbeitet hat. Naturgemäß war die „Anmut und die Freiheit der Vögel“ die Entwurfsinspiration.

So etwas Staatliches hat auch immer den Anruch von Autorität. Als hätte die Jury gewusst, was sie tut. Gut also, wenn man mit dem Staatspreis Design bei seinen Kollegen und Kunden angeben kann.

In diesem Jahr bekam ihn in der Kategorie Produktgestaltung – Konsumgüter ein Objekt, das ein altes Gestaltungsproblem löst: Die schönsten Leuchten hängen an den hässlichsten Stromauslässen. „Baldachin“ ist ein Deckenanschluss, der gestalterisch sprichwörtlich in die Decke einfließt. Entworfen von Georg Bechter Licht.

In der Kategorie Investitionsgüter zeigen wiederum Fräsmaschinen, wie sie gestalterisch Werte wie Innovation und Dynamik in Produktionsstätten transferieren. Die Reihe „Studioline/Conceptline“ von Kolb Technology wurde gestaltet von Idukk/Reinhard Kittler und Heinrich Kurz.

Und dann wäre noch die Räumliche Gestaltung: Hier gewann das Prinzip „Upcycling und Partizipation“, in Form des Social-Business-Projektes Magdas Hotel, gestaltet von AllesWirdGut Architekten (eine Ausstellung im Designforum Wien zeigt bis 31. 10. nominierte und prämierte Projekte).

Der programmatische Anspruch des Büronamens findet sich auch in ihrem Manual „Alles wird gut. Das Rezept“. Eine Handreichung für alle, die etwas verändern wollen. Social Design als gesellschaftliche und gestalterische Aufgabe zugleich. Erschienen im Metro Verlag.

Im Architekturzentrum Wien (AzW) wird traditionellweise viel geschaut: gerne auf Bilder, die Architekturen zeigen, sowie auf Ausstellungsobjekte. Im Sommer erhöht sich die Bilderfrequenz auf 20 pro Sekunde und mehr: Der Architektur-Film-Sommer im Hof des AzW im Wiener Museumsquartier vom 12. bis 22. August zeigt Kurz-, Essay- und Dokumentarfilme. Diesmal hat man das Motto „Obdach, Wohnen und die Entstehung von Stadt“ über das Programm gelegt.

Da werden den Gewinnern und Verlierern von Stadtentwicklungsprojekten nachgespürt, den Aneignungsprozessen in der Stadt und der Straße als notgedrungenem Lebensraum. Etwa in der US-Dokumentaion „The Domino Effect“, die zeigt, wie sich Gentrifizierung in New Yorker Stadtteilen wie Williamsburg ausgewirkt haben (am 14. 8.) . Oder in dem Film „Sei Vogel, wenn du fliegst“ über Obdachlose in Graz (15. 8.).

Dérive und mit ihr die publizistisch-kritische Auseinandersetzung mit der Stadt ist 15 Jahre alt. Zur 60. Ausgabe haben sich Christoph Laimer und Elke Rauth für ihre Zeitschrift für Stadtforschung „Henri Lefebvre und das Recht auf Stadt“ als Jubiläumsthema ausgesucht.

Designer kramen so gerne. Vor allem in den Schatzkästchen, die berühmte Gestalter gefüllt haben. Michael Thonet hat da im 19. Jahrhundert ein paar gute Grundlagen für spätere „Neuinterpretationen“ hinterlassen. Nicht nur, dass er erstmals Holz zu Stühlen gebogen hat. Sondern er hat auch ein Muster geprägt, das sich in schöner Regelmäßigkeit in neuen Entwürfen wieder und wieder abzeichnet: Das Wiener Geflecht, das die Bugholzstühle bespannte, die bei Thonet die Modellnummer 214 tragen.

Heute kommen die Stühle aus Frankenberg in Hessen, wo Tradition und Ikonizität des Kaffeehausstuhls eifrig gepflegt werden, auch durch stets neue Materialien. Das „Wiener Geflecht“ zitieren und beschwören konsequent andere herbei. Das Designstudio Copa in Wien entwarf etwa „Vienet“, eine Sitzbank, die das Thema einmal mit farbigen Gurten neu bespannte. Das Duo Kim & Heep überzogen mit dem Muster in Metall lieber die Decke des Designstores „Stillfried Wien“ in New York, dem man den Wien-Bezug auch deutlich ansehen sollte.

Genauso wie den Hotels, die zuletzt auch gestalterisch versuchen, sich zu verwurzeln. Das Hotel Schani am Hauptbahnhof versucht ebenso krampfhaft wienerisch und gleichzeitig nicht wie andere zu sein. Dafür haben archisphere eine alte Idee noch einmal größer angelegt. So groß sogar, dass sie sich über die ganze Fassade legen ließ. Drinnen wird auch an die Wiener Hochquellwasserleitung erinnert. Draußen erinnert es an daran, dass sich so einige dieselbe Inspirationsquelle teilen.

Der katalanische Designer Eugeni Quitllet glaubt an das Konkrete: Selbst in Zeiten, in denen Büro samt Schreibtisch gern eine „papierlose“ Zukunft vorausgesagt wird. Für den Hersteller Lexon hat Quitllet die „Dream Tools“ entwickelt, damit auch das halbe Leben, das man am Schreibtisch verbringt, ein Traum wird.

Ein Füllfederhalter, ein Schreibtisch-Organizer für das Smartphone und Businesskarten (auch sie sind noch hauptsächlich aus Papier) und das Ding ohne Namen, zu dem manche Tixo-Roller sagen würden oder Tesafilm-Abroller („Tape dispenser“ auf Englisch) „Kleine, kristalline Mikroarchitekturen“ nennt Quitllet die Dinge des täglichen Bürobedarfs. „Sie sollen den Blick fangen und uns auch Freude und Emotion geben.“ Auch wenn sie uns hauptsächlich Klebeband spenden.

Dem Zirbenholz traut man so einiges zu. Vor allem die positive Ausstrahlung seiner ätherischen Öle, weniger die Wirkung seiner rustikalen Ästhetik. Zirbe beruhigt, sagt man. Dazu nicken inzwischen sogar manche Wissenschaftler (Die Herzfrequenz wird gesenkt). Der Tischler Christian Leidinger lässt Zirbenbetten nun auch ästhetisch wirken: „Die Koje“ entschnörkelt Mythos und Optik des Zirbenholzes in verschiedenen Modellen. Sogar mit angeschlossenem Babybett.

Wie ein Baby zu schlafen ist oft nicht einmal für Babys so einfach. Auch die Familie Pröll samt Frühchen Benni hatte unruhige Zeiten hinter sich. Bis die Großmutter empfahl: „Legt Benni doch in die Lade der alten Zirbenkommode.“ Es wirkte. Schließlich entwickelten die Prölls ein mobiles Bettchen aus Zirbenholz für alle Babys: „Bennis Nest“.

„Jeder ist Designer“ – schon wieder stimmt dieser kluge Satz. Im Sinn von: das eigene Glück schmieden, die eigene Zukunft gestalten. Auf 83.000 Quadratkilometern Österreich verteilt sich kreatives Potenzial nicht nur auf die Städte. Zwischen Neckenmarkt im Burgenland und Zwischenwasser in Vorarlberg rauchen kreative Köpfe, werken engagierte Veränderer und diskutieren engagierte Entscheider.

Das „Buch vom Land“, heraus gegeben von Christof Isopp und Roland Gruber, die zusammen auch den Verein Zukunftsorte gegründet haben, porträtiert Menschen, Gemeinden und Projekte, die auf dem Land Neues entstehen lassen. Best-Practice-Beispiele, von gelebter Baukultur bis zum Bildungscampus, Interviews und Reportagen von Dorfschreibern versammeln sich in unterschiedlichen Layouts und Formaten im „Buch vom Land“.

In den letzten Jahren haben Isopp und Gruber österreichweit selbst so einige sprudelnde kreative Reservoirs angezapft. Deshalb lassen sie jetzt auch ihr Buch überquellen, gestaltet vom Grafischen Büro in Wien. Denn: „Das Land, das wir meinen, passt nicht zwischen zwei Buchdeckel oder in ein normiertes Format.“

... können Schöpfungsmythen erzählen. So wie Doris Koefer. Zuerst war da die abgebrochene Schneestange auf jener Passstraße. Dann war die Idee. Und dann kam das Licht: „L01“ (Bild) nennt sich die Leuchte, mit der man nun den Wohnraum gestalterisch neu abstecken kann.

Im Design ist Zeigen die beste Erzähltechnik. Deshalb ist die „L01“ dieses Wochenende auch noch auf der Wohnen & Interieur in den Messehallen Wiens zu sehen. Eine ganz besondere Halle haben sich 31 österreichische Designer und 32 österreichische Hersteller in Mailand gesucht, um sich dort von ihren kreativsten Seiten zu präsentieren.

Die Tiroler Designerin Nina Mair gestaltete für die Tischlerei Forcher eine Badewanne aus gut eingeöltem Walnussholz, aus einem Stamm per CNC-Technik in die Form ausgeklügelter Kurven und Winkel gefräst. Der deutsche Rat für Formgebung belohnte den Entwurf mit dem Interior Innovation Award.

Designer Clemens Auer beschäftigt sich gern mit den Alltagsdingen (seine Leiter aus Eschen-Biegeholz wurde letztens im Wiener Dorotheum versteigert). Das „Wallpaper Magazine“ verlieh ihm seine Design-Auszeichnung für den klugen Zugang zu den besonders kleinen Dingen: Auer entwarf eine Pinzette aus einem einzigen gebogenen Stahlband.

Arketipo lässt Marmorplatten auf rohes Eisen treffen: Das Regal „Lady Bird“, entworfen von Giuseppe Viganò, hat auch Freisteherqualitäten.

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